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neue Baustelle - jetzt mit Berechnungsanleitungen von Kpt.Maritim (super!)

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0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

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Kpt.Maritim

  • Gast
Re: neue Baustelle - Amp um vorhandenen Fieldcoil-Speaker
« Antwort #30 am: 17.11.2008 21:04 »
Hallo

guck mal in andere Datenblätter. Oftmals ist da was angegeben. Es st sehr unterschiedlich, was die Hersteller so alles angeben. Die Datenblätter von RCA, Telefunken und Phillips sind meist die inhaltsreicheren. Manchmal findet man für die passende Ug2 gar kein richtiges Kennlinienfeld. Dann muss man Näherungen kompliziert aus anderen Daten abschätzen und am Ende den Arbeitspunkt mit messgeräten genau einstellen.

Viele Grüße
Martin

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Kpt.Maritim

  • Gast
Re: neue Baustelle - Amp um vorhandenen Fieldcoil-Speaker
« Antwort #31 am: 18.11.2008 19:56 »
Hallo,

ich habe gerade 15 Minuten Zeit, also schiebe ich noch ein paar Berechnung nach. Wir müssen nun unsere Vorstufe berechnen. Doch die müssen wir auf die Endstufe abstimmen. Dazu müssen wir wissen, welche Steuerspannung die Endstufe braucht. Denn die muss ja die Vorstufe aus dem Gitarrensignal durch ihren Verstärkungsfaktor erzeugen. Deswegen beginnt man bei der Verstärkerplanung immer bei der Endstufe.

Der verstärkungsfaktor, den die Vorstufe aufbringen muss ist das Verhältnis aus der Steuerspannung für die Endstufe und der Eingangssignalspannung aus der Gitarre. Letzte Spannung beträgt zwischen 20mV (ganz schwach gewickelte Single Coils) und einigen 100mV (humbucker). Die Steuerspannung der Endstufe können wir jetzt ganz leicht bestimmen.

Unten im Anhang ist ein PDF. Dort ist unser Arbeitspunkt als Schnittpunkt aus B und D eingezeichnet. Den haben wir bereits berechnet. Außerdem ist dort die Lastgerade (grün) eingezeichnet. Deren Anstieg ist bei Pentoden leicht einzuzeichnen. Sie schneidet nämlich die rechte senkrechte Achse für den Anodenstrom nach unsere Berechnungsmethode immer bei 2xIa, also bei 80mA. Da sie außerdem durch den Arbeitspunkt läuft liegt ihr Verlauf fest. Sie bildet praktisch unseren RaL ab.

Nun können wir die Steuerspannung ablesen. Die Lastgerade schneidet die positivst mögliche Gittervorspannungskennlinie bei A, weiter nach links bekommen wir die Röhre nicht ausgesteuert, weil da der Kennlinienknick liegt. Sie schneidet genau die Gittervorspannungskennlinie Ugschneid von -2,5V.

Das ist alles was wir wissen müssen. Die Steuerspannung berechnet sich aus:

Usteuer = Betrag(2*(Ug-Ugschneid)) = Betrag (2*(-14V--2,5V)) = Betrag (2*(-14V+2,5V)) = Betrag (2*(-11,5))
= Betrag (-23V) = 23V

da wir gleich dabei sind, können wir auch die theoretische maximale Ausgangsleistung abschätzen. Dazu nehmen wir die Differenz aus Anodenspannung und der Spannung in Punkt A. Das sind bei uns 280V. Die Multiplizieren wir mit dem halben Anodenstarom also 20mA. Macht 5,6Watt. Wie gesagt, die Zahl ist eher theoretisch als praktisch zu verstehen. Rechne praktisch eher mit 4Watt. Es spielt eigentlich auch keine Rolle.

Nun berechnen wir noch die nötige Verstärkung. Ich bin immer gut gefahren, wenn ich von einer Eingangsspannung Uein von 50mV Signalspannung ausgegangen bin. Die Verstärkung der Vorstufe V ergibt sich nun aus:

V=Usteuer/Uein=23V/50mV=23V/0,05V=460

Die Vorstufe muss also 460fach verstärken um die Endstufe mit einer Gitarre die 50mV bringt ganz auszusteuern. Für eine Verzerrung ist noch mehr Verstärkung nötig.

So eine große Verstärkung erreicht eine einzelne Pentode nicht. Die 6SJ7 und die EF86 sind die Pentoden mit der höchsten Verstärkung für diesen Zweck und kommen bis maximal 220fach. Es ginge, aber dein Verstärker wäre sehr clean. Was gewollt sein kann, ich weiß das nicht.

Warum schafft es der VOX AC4 denn? Die EL84 hat gegenüber der von uns eingesetzten 6V6 eine deutlich kleinere nötige Signalspannung. Ich würde aber nicht die EL84 verwenden, es gab sie zur Zeit der Feldspulenlautsprecher noch nicht. Es ist irgendwie ein totaler Stilbruch.

Was können wir jetzt tun. Dreilerlei:

1. Wir bauen wie geplant, dann aber einen cleanen Verstärker.
2. Wir nehmen eine andere Endröhre mit weniger nötiger Signalspannung. Kandidaten wären die 6AG7, die es aus der Ukraine sehr günstig gibt. Du kannst an ihr mal das Rechnen üben:
http://frank.pocnet.net/sheets/093/6/6AG7.pdf
3. Wir nehmen eine andere Vorstufe mit höher Verstärkung. Es gibt da eine feine fast vergessene Schaltung. Die Kaskade (an die Kenner: nicht Cascode, nicht SRPP!!!).

Ich würde Möglichkeit 1. oder 2. bevorzugen. Du wirst staunen wie wenig Signalspannung die 6AG7 braucht. Es ist übrigens eine Röhre mit Stahlkolben, wie die 6SJ7 auch. Die Russische Namensgebung weicht ab, sie heißt dort 6P9S. 4 Stück kosten mit Porto etwa 16€. Ich denke das ist bezahlbar und zugleich ein schöner Vorrat.

Viele Grüße
« Letzte Änderung: 18.11.2008 19:58 von Kpt.Maritim »

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Offline pentatone

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Re: neue Baustelle - Amp um vorhandenen Fieldcoil-Speaker
« Antwort #32 am: 18.11.2008 21:52 »
Hi Martin -

wieder danke (!!!) für Deine Ausführungen. Ich komme nicht so schnell hinterher, habe das aber schon mal ausgedruckt. Ich hatte bis eben beruflich zu tun und denke, daß ich erst morgen weiter rechnen kann (bin irgendwie platt).


Viele Grüße --- Arne.

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Offline pentatone

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Re: neue Baustelle - Amp um vorhandenen Fieldcoil-Speaker
« Antwort #33 am: 19.11.2008 21:23 »
Hi Martin -

das ist ja ein harter Tobak, aber wie die Römer schon sagten "der Weg zu den Sternen ist steinig". Mit den Gleichungen habe ich das jetzt soweit auf Reihe, aber mit den Kennliniendiagrammen klemmt es noch ganz ordentlich - da habe ich doch noch ganz nette Probleme mit dem Lesen und Verstehen.

Ich denke, Du hast Recht, die 6AG7 zu nehmen, bevor das so ein ganz cleanes Ding wird, obwohl ich nicht so richtig abschätzen kann wie clean das mit einer 6V6 wäre.

Ich habe mal versucht, an der 6AG7 rumzurechnen und bin da bei RaL=7k und Pa=9W auf Ua=252V und Ia=36mA gekommen.
Jetzt brüte ich darüber, in welches der Diagramme ich den Arbeitspunkt eintragen muß, um Ug1zu bekommen. Bitte nicht verraten - ich möchte das selber hinbekommen und erst nach Hilfe rufen, wenn es absolut nicht klappt!


Viele Grüße --- Arne.


P.S. Ich möchte mal einen neuen Thread aufmachen mit dem Hinweis, daß hier ein erstklassiges Tutorial von Dir läuft mit Rechenübungen und allem Drum und Dran. Hast Du was dagegen?

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Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo

nö, es genügt aber auch diesen umzubenennen (siehe oben).

Deine Ergebnisse sind übrigens allesamt richtig! Du wirst erstaunt sein, wie klein die Ug1 ist. Das liegt ander eigentlich gedachten Verwendung der 6AG7.

Viele Grüße
Martin




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Offline pentatone

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Hi Martin -


laß mich mal weiter versuchen.

Wenn ich das jetzt richtig in das 1. Diagramm auf Seite 1 eingetragen habe, müßte 
Ug1=-2,5V betragen bei Ug2=150V.

Um jetzt den Kathodenwiderstand zu bestimmen bräuchte ich den Schirmgitterstrom, und da komme ich nicht so richtig weiter. Wenn ich in das Datenblatt sehe, komme ich auf irgendetwas im 7 - 9mA Bereich, allerdings bei Ua=300V.
Wenn ich jetzt Ig2 mit 8mA ansetzen darf, wird es wieder relativ einfach. Dann müßte
Ik=44mA
und
Rk=57Ohm
sein.

Wenn ich dann nach Deiner Anleitung weiterrechne ist
Ub=279V
und
Rg2=14k.

Die Lastgerade schneidet als möglichst positive Ug1-Linie die 0V-Linie, sodaß nach Deiner Formel "Usteuer = Betrag(2*(Ug-Ugschneid))" Usteuer=5V ist und somit der Verstärkungsfaktor der Vorstufe V=Usteuer/Uein=5V/0,05V=100 sein sollte.

Und falls das jetzt tatsächlich alles so sein sollte, wäre die Ausgangsleistung des Verstärkers irgendetwas im 3 - 3,5 Watt Bereich.


Auch wenn ich mich jetzt bis auf die Knochen blamiert haben sollte, der Anfang ist wenigstens gemacht.


Viele gespannte Grüße --- Arne.


P.S. Ich habe noch mal in meinem "Röhrenbuch" nachgesehen - habe ich das richtig verstanden, daß das Bremsgitter immer auf Kathodenpotential liegt? (diese vielen Gitter bringen mich ganz durcheinander!) ???

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Offline mr.bassman

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Hallo Arne,

Zitat
...habe ich das richtig verstanden, daß das Bremsgitter immer auf Kathodenpotential liegt?
Zu über 90% ja! Es gibt auch wenige Ausnahmen...
Das Bremsgitter soll ja Sekundärelektronen vom Schirmgitter fernhalten. Diese entstehen wie folgt: wenn Elektronen mit hoher Geschwindigkeit auf das Anodenblech auftreffen, ist die Wucht so groß, daß sie einige Elektronen aus dem Anodenmaterial herausschlagen können und eine eine "Wolke" um die Anode bilden.
Das G3 ist ziemlich grobmaschig, so dass die mit relativ hoher Geschwindigkeit von der Katode kommenden Elektronen kaum behindert werden. Für die Elektronenwolke um die Anode bildet es allerdings ein fast unüberwindliches Hindernis, weil das G3 im Vergleich zur Anode stark negatives Potential besitzt und damit die langsamen Elektronen ausreichend stark in Richtung Anode abstößt. Dadurch wird der Stromfluß über das Schirmgitter stark reduziert, so dass man Pentoden wesentlich weiter aussteuern kann als Trioden/Tetroden (Pentoden ohne Bremsgitter  ;D).
Zitat
...diese vielen Gitter bringen mich ganz durcheinander!
Es gibt auch auch noch Heptoden, Oktoden ...  :angel:
Also Röhren mit noch mehr Gittern. Diese waren jedoch speziellen Zwecken vorbehalten. Meistens handelte es sich um Mischröhren, bei denen beispielsweise 2 mehr oder weniger gleichberechtigte Steuergitter vorhanden waren. Hiermit kann man z.B. 2 Signale miteinander multiplizieren sprich modulieren. Sowas wird in Rundfunk-Empfängern in Mischstufen angewendet.

So - genug gebremst ...  :headphone:

Grüße aus dem Norden und  :gutenacht:

Bernd

Edit: In der Elektronen-Wolke befinden sich ebenfalls vom Andenblech abgeprallte Elektronen - diese wollte ich nun doch nicht unterschlagen haben...  ::)
« Letzte Änderung: 21.11.2008 13:23 von mr.bassman »
Miete & Strom gehen eigentlich, am schlimmsten sind die Fixkosten für Bauteile-Bestellungen!

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Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo

Die Berechnungen sind korrekt. Übertreibe es nicht mit der Genauigkeit, Schätzwerte genügen überall vollauf.

Den Rk setzen wir auch 60 oder 56Ohm, je nachdem was es zu kaufen gibt  entweder zwei 120ger parallel oder eben einen 56ger, und die Ub auf 280V und wenn du nachher im Verstärker 295 oder 267V misst, spielt das alles keine Rolle. Die Tolleranzen von Röhren sind riesig.

Das Bremsgitter könnte alternativ auch auf Masse gelegt werden. Wichtig ist nur, dass es deutlich negativer als die Anode ist.

So nun mal zur Bewertung unserer jetzigen Ergebnisse. Wir sind nicht sklavisch daran gebunden. Was wir bis hier gemacht haben, war ein Diemensionierungsvorschlag.

Fender hat seine Champs nicht nach diesen Fasutregeln dimensioniert. Dort gilt nichT:

Ral=Ua/Ia

sondern

Ral<Ua/Ia

Das hat Auswirkungen. Erstens erreichen die Champs dadurch einen schlechteren Wirkungsgrad. D.h. bei gleicher Anodenverlustleistung Pa erzeugen sie weniger Sprechleistung. Das liegt daran, dass wenn man Ral größer oder kleiner als Ua/Ia macht, man aus einem schmalen Leistungsoptimum herauskommt, das bei Pentoden vorhanden ist. Dafür ändert sich das Verzerrungsspektrum durch die Maßnahme zu mehr geradzahligen Klirr niedriger Ordnung, der den Ton nicht verzerrter, sondern subjektiv Lauter und brillanter erscheinen lässt. Das hängt mit psychoakustischen Dingen zusammen.

Ich rate bei der 6AG7 davon es es Fender gleich zu tun. Ich habe den Klirrfaktor schon abgeschätzt und wir bekommen genug von diesem Klirr auch ohne diese Maßnahme. Zweitens müssten wir dann um die 6AG7 nicht zu überlasten den Ia absenken (Fender hält sich nicht dranne, die Champs quälen die 6V6 ohne Pardon). Diese Absenkung führt dazu, dass weniger Strom durch die Feldspule des Lautsprechers fließt, was wiederum zu einem schlechteren Wirkungsgrad führt.

Zweitens müssen wir gegenüber der Schaltung allá Fender noch etwas ändern.

http://www.schematics.ca/modules/PDdownloads/display_download.php?img=http://www.schematics.ca/uploads/PDdownloads/champ_5c1_schem.gif

Dort sieht das Netzteil so aus, dass wir einen Elko haben, dann einen Siebwiderstand und dann wieder einen Elko. Klar, der Siebwiderstand wird bei uns die Feldspule. Aber das ist nicht was ich meine. Von dem Zweiten Elko geht es zum Übertrager und zur Endröhre. Dann kommt noch ein Siebwiderstand mit Elko um die Spannung für das Schirmgitter zu erzeugen. Diese Spannung wird zugleich für die Vorstufenröhre benutzt. Genau das können wir nicht machen. Denn die 6AG7 hat eine Schirmgitterspannung Ug2 von nur 150V, das ist zu wenig für unsere Vorstufenröhre.

Wir müssen stattdessen die Vorstufenversorgung direkt aus der Versorgung der Anode der Endröhre erzeugen. Das ist nicht weiter schlimm, erfordert aber einen Siebwiderstand und einen Elko mehr.

Nun gibt es noch eine Frage, die zu entscheiden ist. Wie arbeiten wir mit der Vorstufenröhre 6SJ7? Wir haben zwei Möglichkeiten die Gittervorspannung zu erzeugen, über Gitteranlaufstrom, wie bei dem Champ oben in der Schaltung oder über einen Kathodenwiderstand.

Ich bin am Anfang des Threads glaube ich schon mal auf den Klanglichen Unterschied eingegangen. Und will hier nochmal eine kleine Liste zur Entscheidungshilfe machen:

Mit Gitteranlaufstrom (Leckstrom):
- Tonabnehmer werden nahezu nicht belastet
- Kompression einer Halbwelle
- Empfindlich für Störgeräusche (Kritischer Aufbau)
- Etwas höheres Grundrauschen
- Arbeitspunkt ist etwas unvorhersehbar und kaum exakt zu berechnen (hat aber keine negativen Auswirkungen)
- Klang stark Abhängig von den Röhrentolleranzen und damit vom Hersteller

Mit Rk
- Unempfindlich gegen Störgeräusche (unkritischer Aufbau)
- Über den Kathodenkondensator, kann Einfluss auf den Frequenzgang genommen werden
- Arbeitspunkt kann halbwegs genau festgelegt werden
- Klang ist weniger Tolleranzabhängig

Du musst nun entscheiden!

Viele Grüße
Martin


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Offline carlitz

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Hallo, hierzu habe ich auch eine Frage.

Ich habe letztens den Schaltplan eines Badcat studiert.

Ich bin stutzig geworden , das die Eingangsstufe (ECC83) die Kathode auf Masse hat und als Widerstand
zwischen Masse und Gitter ein Wert von 1 MOhm steht.
Anodenwiderstand ist 220 kOhm.

Frage: Geht das überhaupt mit dem Fünftel des Wertes ?

Gruß
If you don't know how to fix it, stop breaking it!

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Offline KippeKiller

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Hallo,

In deiner Schaltung sieht die Sache aber anders aus. Die Erste Stufe hat einen sehr hohen Gitterableitwiderstand und sie hat gar keinen Kathodenwiderstand. Wenn die Röhre arbeitet, treffen immer ein paar Verirrte Elektronen auf das Gitter. Hätten wir keinen Widerstand zwischen Gitter und Masse, sondern überhaupt keine verbindung. Dann würde das Gitter sich langsam durch diesen Beschuss mit Elektronen aufladen und immer negativer gegenüber der Kathode werden. Bis es die Röhre dadurch ganz abriegelt und sie sperrt. Legen wir nun einen Widerstand zwischen Gitter und Masse, dann können diese Elektronen Richtung Masse abfließen. Wir haben, wenn auch einen kleinen, so doch einen Strom. machen wir diesen Widerstand sehr groß, in der Regel 5....20Meg, dann fällt auch trotz dieses winzigen Stromes eine kleine Spannung über diesem Widerstand ab. Diese Spannung macht das Gitter ein bisschen Negativer als Masse. An Masse liegt die Kathode, also ist es etwas negativer als selbige. Wir haben also wiederum eine Gittervorspannung. Man nennt das Verfahren Gittervorspannungserzeugung über Anlauf- bzw. Leckstrom.

Ergänzend dazu:

Bei der Leckstromschaltung entscheidet nun aber das Zusammenspiel von Gitterstrom, Eingangskondensator und Gitterableitwiderstand.
Die letzten beiden bilden eine Zeitkonstante tau = R * C.
Das "gemeine" daran ist dass sich der Kondensator in dieser Schaltung durch den Gitteranlaufstrom als niederohmige Stromquelle aufladen kann, der Entladevorgang kann aber nur durch den hochohmigen Gitterableitwiderstand erfolgen, das Gitter der Röhre kann nämlich nur Elektronen auffangen aber keine abgeben.

Der Kondensator kann also in Abhängigkeit von Strom und Zeit eine gewisse Ladung über den Gitteranlaufstrom aufnehmen, der Gitterableitwiderstand bestimmt wie lange er diese Ladung halten kann.

Es gibt also zwei Zeitkonstanten:

-einmal die Aufladekonstante tau1 = R(Gitteranlaufstrom) * C

-und die Entladekonstante tau2 = R(Gitterableitwiderstand) * C

Nun ist im Durchschnitt tau1 kleiner da R(Gitteranlaufstrom) kleiner ist, im Durchschnitt weil der Gitteranlaufstrom vom anliegenden Signal abhängt.

Während der positiven Halbwelle des Signals zieht das Steuergitter mehr Elektronen an als während der negativen, R(Gitteranlaufstrom) sinkt, der Gitterstrom steigt und führt am Gitterableitwiderstand zu einem negativen Spannungsabfall, der Kondensator nimmt eine negative Ladung an.
Diese wirkt der Signalspannung entgegen indem sie den Arbeitspunkt der Röhre nach "rechts im Kennlinienfeld" in den negativen Bereich verschiebt.
Dort hat man eine geringere Verstärkung -> Kompression

Während der negativen Halbwelle wird das Steuergitter auch wieder negativer und zieht weniger Elektronen an, R(Gitteranlaufstrom) steigt, der Gitterstrom sinkt.
Der Kondensator kann sich nur über R(Gitterableitwiderstand) entladen, da dies über das Steuergitter nicht möglich ist.
tau2 (wir erinnern uns) ist aber dank des hochohmigen R(Gitterableitwiderstand) größer, somit braucht der Kondensator länger zum entladen als zum aufladen.
Bis zur nächsten negativen Halbwelle des Sigals bleibt ein gewisser Rest der negativen Ladung auf dem Kondensator gespeichert.
Während der nächsten negativen Halbwelle lädt sich der Kondensator weiter negativ auf.

Legte man nun einen reinen Sinuston einer fixen Frequenz an das Steuergitter an würde sich eine bestimmte Gittervorspannung einstellen.
Ein Audiosignal ist nun aber weder reiner Sinus, noch fixe Frequenz.
Jeder Ton stellt einen anderen Pegel und eine andere Frequenz da, Pegel und Freuquenz bestimmen nun aber das aussehen der Halbwellen des Signals.
Eine tiefe Saite hat eine größere Schwingungsdauer und Amplitude als eine hohe Saite, somit erzeugen sie theoretisch auch alle verschiedene Gittervorspannungen.
Je lauter und tiefer desto negativer, dies erzeugt eine meines Erachtens nach sehr schöne Kompression und hängt schön an der Hand.
Die genaue Gittervorspannung im Ruhezustand lässt sich jedoch nur schwer genau vorhersagen, in vielen Datenblättern findet man keine oder nur wenig Angaben zum Gitterstrom.

Für Deinen speziellen Fall des Badcat müsste man also folgende Faktoren kennen um genaueres abseits der Tatsache dass es ja zu funktionieren scheint erörtern zu können:
- Den Wert des Kondensators im RC-Glied am Gitter
- Angaben zum Gitterstrom der ECC83
- Vielleicht auch einfach den Schaltplan des Amps um den es Dir geht.

Ich habs lieber etwas flach und leicht bekömmlich gehalten, genauere Fragen erörtere ich aber gerne gemeinsam. Auf Fehler bitte ich hinzuweisen.

Gruß Mathias

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Kpt.Maritim

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Hallo

geht man von einer unteren Grenzfrequenz von 80Hz aus (Tiefe E-Saite), dann hat man sehr kleine Werte für C und damit auch kleine Zeitkonstanten.

Dazu kommt, dass das: Falsch ist:

Zitat
Der Kondensator kann sich nur über R(Gitterableitwiderstand) entladen, da dies über das Steuergitter nicht möglich ist.

Ganz im gegentum, der Kondensator entläd sich über das Gitter, eben über den Leckstrom. Das ist ja gerade der Wittz, beim Gitteranlaufstrom haben wir permenanent Gitterstrom und zwar umso mehr je kleiner Rg ist, sonst würde es nicht funzen. Zweitens entläd er sich über den Rg, das stimmt, aber vor allem entläd er sich über die angeschlossene Gitarre, die für die Umladung den kleinsten relavanten Widerstand hat. Und nun wird es noch drolliger. Denn die Gitarre ist eine Induktivität, die die Zeitkonstante und das UMladen des C's nochmal drastisch verändert. Deswegen sollte man das C kleinst möglich machen. Sonst kann es zu seltsamen Pumpeffekten kommen.

Kurz und klein: Die Schaltung mit Gitteranlaufstrom ist der Bauteilzahl nach höchst primitiv, dem Verhalten nach aber hoch komplex. das war es, was ich meinte, als ich neulich schrieb, dass die einfachen Schaltung wie der Champ eigentlich viel komplizierter als die großen sind.

Viele Grüße
Martin

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Offline KippeKiller

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Aber die Elektronen werden doch vom Gitter aufgenommen und können nicht wieder vom Gitter abgegeben werden, sonst wäre das Gitter eine Kathode.
Somit können die Elektronen auch nicht einfach durch den Kondensator in die Gitarre sondern müssen beim Umladevorgang des Kondensators durch besagten Gitterableitwiderstand hochohmigerseits.
Der Kondensator funktioniert auch bei Wechselstrom eher wie eine Membran, der Elektronenfluß findet aber über Masse durch den Gitterableitwiderstand statt.

Falls nicht muss ich ein paar Bücher schwärzen oder nochmal lesen.

Gruß Mathias

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Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo,

es kann durchaus Strom vom Gitter zur Kathode fließen. Dazu müssen sich keine Elektronen von da zur Kathode aufmachen.

Nehmen wir mal ein anderes Beispiel. Du hast eine 9V Batterie und läßt durch eine Glühbirne einen Strom fließen. Jetzt legst du in reihe zur batterie aber verpolt eine 1,5V Batrrie. Es bleiben 9V-1,5V=7,5V übrig und es fließt ein Strom aus der kleinen Batterie in gegenrichtung. Nun machen sich aber keine Elektronen in der kleinen Batterie auf und schwimmen gegen den Strom der großen Batterie an. Man muss diesen Gegenstrom aus der kleinen Batterie vielmehr vom Strom aus der großen abziehen.

Genau so ist es beim entladen des Elkos, der Gegenstrom macht sich als Verringerung des anderen Stromes bemerkbar. Darum entläd sich der Kondensator sehr wohl über das Gitter und den Rg und auch über die Gitarre. Stelle dir den Kondensator in diesem Moment als kleinen Ladungsspeicher, also Batteirie vor. Drei bauteile liegen zwischen den beiden Batteriepolen. Erstens die Röhre Paraller zum Rg und das beides in Reihe zur Giterre geschaltet. Ohne die Gitarre würde sich das C überhaupt nicht entladen können.

Viele Grüße
Martin

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Offline KippeKiller

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Hallo Martin,

ich verstehe es immer noch nicht wirklich, ich spreche vom Elektronenstrom in physikalischer Stromrichtung Minus -> Plus.
Dieser lädt das Gitter incl RC-Glied ja negativ auf.
In technischer Stromrichtung gesehen fließt da nun ein Strom vom Kondensator über das Gitter nach Masse, da der negative Gitterstrom der positiven Halbwelle des Signals entgegenwirkt, wie die kleine Batterie.
Die Gittervorspannung ist ja in diesem Fall eine wirklich und keine quasi negative, das Gitter ist ja nicht nur gegenüber der Kathode sondern auch gegenüber Masse negativ da die Kathode auf Masse liegt.
Ein wirklicher Strom in physikalischem Sinne vom Gitter zu Kathode entzieht sich dort aber wie gesagt meinem Verständnis.

Auf dieser Seite findet sich die Essenz dessen worauf ich mich Beziehe:

KLICK!

Wir sollten diesen Thread auch nicht unbedingt weiter mit diesem Ausschweif entführen. Falsche Informationen würde ich aber gerne per Edit richtig stellen.

Gruß Mathias

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Offline mr.bassman

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Hallo Mathias,

ich habe mal die von dir angegebene Seite aufgesucht. Die ist so informativ, dass ich diese unserer Linksammlung unter "Basics, knowledge & knowhow" zugefügt habe.
Arne wird wohl nicht böse sein, dass ich seinen Thread für diesen Hinweis missbrauche.... :angel:

Gruß und schönen Sonntag

Bernd
Miete & Strom gehen eigentlich, am schlimmsten sind die Fixkosten für Bauteile-Bestellungen!